Augenblick mal! Folge 3: Die Leiche im Turm

Um unsere Kirche ranken sich viele Geschichten – Historische, lustige und traurige, spannende und auch – was wahrscheinlich die Wenigsten wussten – einige schaurig-schöne Anekdoten. In dieser Folge von Augenblick mal! erfahrt ihr mehr über Gespenster, Leichen und versteckte Orte. Aber keine Angst, Pfarrer Frank Hufschmidt bringt Licht in unheimliche Geschichten und nimmt euch anschließend mit zu einem warmherzigen und tröstenden Ort. Ein schöner Beitrag um die Kirche auch aus ganz anderer Perspektive zu erleben! Seid dabei…..

                                     


Und hier noch einmal der Text zum Nachlesen:
Die Leiche im Kirchturm

Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von „Augenblick mal“! Ich bin Frank Hufschmidt und seit 1998 Pfarrer an dieser Kirche hier Auf dem Damm. Seit dem Jahr 1502 gibt es schon diesen Kirchturm, in dem ich mich gerade befinde.

Und dieser Turm hat es in sich!  „Wir haben gehört, Sie haben eine Leiche, Herr Hufschmidt!“ So fragte mich am Telefon die Mitarbeiterin einer großen Boulevardzeitung. „Erzählen Sie doch mal: Was ist denn da bei Ihnen passiert?“

Nun sollen ja Pastoren durchaus Leichen haben, aber mehr auf dem Friedhof – und vielleicht auch mal im Keller! Nie hingegen im Kirchturm! Doch bei mir, Ihr Lieben, lag die Leiche hier!

Trotzdem musste ich die Zeitungsreporterin bitter enttäuschen: Bei meiner Leiche handelte es sich nämlich um einen schon lange verstorbenen Meidericher – wegen des schmalen Beckens wahrscheinlich ein Mann. Er war hier ordnungsgemäß bestattet worden. Durch Renovierungsarbeiten kam er zutage.

Ein Grab also hier im Kirchturm? Oh ja! Denn in früheren Jahrhunderten wurden in besonderen Fällen immer mal wieder Menschen in der Kirche beerdigt. Und dann gab es hier noch den alten Friedhof! Der reichte natürlich bis an die Kirchenmauern heran. Als die Kirche sich im Laufe der Jahrhunderte weiter vergrößerte, kam hier und da vermutlich auch ein Stück Friedhof unter den Kirchboden.

Also keine Sorge: Morde passieren hier eher selten! Und es gibt in diesem Kirchturm außer alten Gräbern unter dem Boden nur ein kleines Gespenst! Das ist nicht gefährlicher als jenes in dem Werk eines bekannten Kinderbuchautors. (Einblendung des Turmgespenstes!)

Wieso ist aber dann um die Kirche herum heute nichts mehr zu sehen von einem Friedhof? Die Antwort lautet: Über viele hundert Jahre hinweg wurde es hier einfach zu voll. Irgendwann gab es keinen Platz mehr für weitere Beisetzungen! Eine Lösung des Problems musste her. Und dazu gehe ich jetzt mal auf die andere Seite der Bahnhofstraße!

Die Lösung des Meidericher Friedhofsproblems kam im Jahr 1834. Auf dem Platz um die Kirche herum wird seitdem niemand mehr bestattet. Vielmehr ist jetzt das Gelände hier zwischen Bahnhofstraße, Ritterstraße und Pfarrstraße der Friedhof unserer Gemeinde – auch bekannt als „Pfarrfriedhof“! Zuerst ohne und später dann mit Kapelle! (Einblendung der Kapelle!)

Einige alte Grabsteine aus dem 18. und 19. Jahrhundert wurden vom alten Friedhof mitgenommen und sind noch heute in der Friedhofskapelle zu sehen. Danach hat sich die genannte Boulevardzeitung aber noch nicht erkundigt.

Dabei ist unser schöner Pfarrfriedhof immer eine Zeile und einen Besuch wert – mal für einen stillen Rundgang, mal für ein gutes Gespräch, so ganz ohne Gruselfaktor! Herzlich willkommen!

Ihr Frank Hufschmidt